Der Forschungsverbund "ForuM

Im Juni 2020 wurde der Forschungsverbund ForuM von der EKD beauftragt eine wissenschaftliche Studie zu erstellen mit dem Ziel, eine Analyse vorzulegen von Strukturen und systemischen Bedingungen in evangelischen Institutionen, die (sexualisierte) Gewalt und Machtmissbrauch begünstigen.

Auf einer Pressekonferenz in Hannover stellten am 25.1.2024 Bischöfin Fehrs, der Koordinator des Forschungsverbunds Prof. Dr. Wazlawik und Herr Zander und Frau Kracht als Vertreter:innen der betroffenen Personen die Studie vor.

Die Pressekonferenz mit der Vorstellung der Studie, wurde vom Sender Phönix live übertragen und steht noch im Netz bereit. Link

Gemeinsame Erklärung der Landeskirchen, der EKD und des Bundesvorstands der Diakonie vom 6.2.2024:
1. Die Ergebnisse der ForuM-Studie legen ein jahrzehntelanges Versagen der evangelischen Kirche und der Diakonie auf allen Ebenen und in allen Landeskirchen offen. Betroffene Personen wurden nicht gehört, Taten nicht aufgearbeitet, Täter geschützt und Verantwortung nicht übernommen. Sexualisierte Gewalt gehört zur Realität unserer Kirche und unserer Diakonie. Diese Einsicht nimmt uns in die Pfl icht. Wir übernehmen die Verantwortung.

2. Mitte Februar wird das Beteiligungsforum zusammen mit Forschenden die Ergebnisse und Empfehlungen erstmals beraten. Wir unterstützen diesen Diskussionsprozess im Beteiligungsforum. Dort, in unseren Landessynoden und vor Ort in den Kirchenkreisen und Gemeinden sowie auf allen Ebenen der Diakonie werden wir uns mit den Ergebnissen der ForuM-Studie und ihrer Bedeutung für unsere Kirche und Diakonie transparent und offen auseinandersetzen.

3. ForuM macht deutlich, dass wir oft nicht einheitlich, nicht betroffenenorientiert und nicht mit der nötigen Initiative vorgegangen sind. Daher ist es richtig, dass nun Betroffenenvertreter:innen sowie kirchliche und diakonische Beauftragte im Beteiligungsforum der EKD einen klaren Maßnahmenplan für die evangelische Kirche und Diakonie insgesamt entwickeln. Wir stehen hinter diesem Grundsatz der direkten Mitentscheidung von Betroffenenvertreter:innen im Beteiligungsforum. Und wir verpflichten uns zu einheitlichen Standards der Prävention und Transparenz, einheitlichen Anerkennungsverfahren und einem einheitlichen Prozess der weiteren Aufarbeitung sexualisierter Gewalt.

Wie geht es weiter in unserer Kirche?
Am 26.2.2024 haben die Ev. Kirche im Rheinland, die Ev. Kirche von Westfalen, die Lippische Landeskirche und das Diakonische Werk Rheinland-Westfalen-Lippe in Wuppertal einen gemeinsamen Verbund zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt gegründet. Bereits im Dezember hatten sich Evangelische Kirche und Diakonie gegenüber der unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) des Bundes zu einheitlichen Standards der Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt und zur Gründung unabhängiger, regionaler Aufarbeitungskommissionen verpflichtet.

Unabhängige, regionale Aufarbeitungskommissionen
In der Kommission werden unabhängige, von der NRW-Landesregierung benannte Expert*innen aus Wissenschaft, Fachpraxis, Justiz und öffentlicher Verwaltung, Betroffene sowie Vertreter*innen der Landeskirchen und der Diakonie. Weniger als 50 Prozent der Mitglieder dürfen Beschäftigte der evangelischen Kirche oder der Diakonie sein oder einem ihrer Gremien angehören. Grundlegend ist die Teilhabe der Betroffenen. „Es geht immer darum, ihr erlittenes Leid und widerfahrenes Unrecht anzuerkennen“, erklärte Pistorius, Vizepräses der rheinischen Kirche und Koordinator des Verbunds West. Auch die Diakonie steht, nach Aussage ihrer Vorständin Schwenke, fest hinter dem Grundsatz der direkten Mitentscheidung von Betroffenenvertreter*innen und setzt sich für das Kommen des staatliche Aufarbeitungsgesetz ein, das betroffenen Personen einen Rechtsanspruch auf Aufarbeitung ihrer Fälle geben wird – und zwar nach einheitlichen und klar defi nierten Standards.

Entwicklungen vor Ort
Die Forumstudie liefert uns Erkenntnisse zu sexualisierter Gewalt und den Strukturen, systemische Bedingungen und Haltungen der Mitarbeitenden, die sie begünstigen. Diese Erkenntnisse verantwortlich zu verwenden, heißt zum einen Aufarbeitung geschehener Gewalt und erlittenen Unrechts. Doch Verantwortung zu übernehmen, heißt ebenso konkrete Lernprozesse, Schulungen und Schutzkonzepte vor sexualisierter Gewalt und anderer Missbrauchformen in unseren Kirchenkreisen und Gemeinden einzuführen und zu etablieren. Dieser Prozess hat auch vor Ort im letzten Jahr langsam begonnen, spät begonnen …

Den Abschlussbericht des Forschungsverbundes ist als PDF hier zu lesen
Die Zusammenfassung der ForuM-Studie ist als PDF hier zu lesen.
Die vollständige Forumstudie ist als PDF hier zu lesen.